Jagdhornbläser Hegering Roetgen
 Jagdhornbläser Roetgen
   Jagdhornbläserkorps des Hegerings Roetgen in der Kreisjägerschaft Aachen seit 1975
Naturhörner
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Entsprechend der geschichtlichen Entwicklung der jagdlichen Signalhörner aus einfachen Tierhörnern sind auch die heutigen Instrumente des Jagdhornbläsers sehr einfach gebaut:
Mittlerweile aus Messing gefertigt heißen sie dennoch Naturhörner, weil sie klappen- und ventillos sind und nur das Spielen der Naturtonreihe, also eines Grundtons und seiner Obertöne ermöglichen. (siehe Physik des Horns)

Der Bequemlichkeit und Übersichtlichkeit halber wird der Grundton immer als C notiert: Die Jagdhörner sind sogenannte transponierende Instrumente.

Im deutschsprachigen Raum und den angrenzenden europäischen Ländern werden hauptsächlich drei verschiedene Jagdhorntypen gespielt:

• Fürst-Pless-Horn in B, 2½ -windig, ca.1,35 m lang
(mit den Sonderformen Sauerländer Halbmond und (sechsfach gewickeltes) Clewingsches Taschenhorn)
hauptsächlich benutzt als Signalhorn bei der Jagd

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Tonumfang des Fürst-Pless-Horns


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• Parforcehorn in B, 1½-windig, ca.2,70 m lang
(eine Oktav tiefer als Fürst-Pless-Horn)
gern eingesetzt in gemischten Gruppen mit Fürst-Pless-Horn für große Gesellschaftsjagden, Schüsseltreiben, Messen, Feste etc.

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Tonumfang des Parforcehorns in B


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• Parforcehorn in Es, 2½ -windig, ca.4,60 m lang
(eine Oktav und sechs Halbtöne tiefer als das Fürst-Pless-Horn)
meist gespielt in reinen Es-Gruppen für konzertante, anspruchsvollere Jagdmusik

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Tonumfang des Parforcehorns in Es


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Generell werden ab dem 7. Naturton die Intervalle so klein, dass diatonische/chromatische Tonfolgen gespielt werden können. Entsprechend groß werden die musikalischen Möglichkeiten der großen Naturhörner.

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Größenvergleich Fürst-Pless, Ventilpless, Taschenhorn, Parforcehörner in Es und B


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Jagdhornbläser sollten zum Training möglichst sowohl Plesshorn wie Parforcehorn blasen:

Der Plessbläser schätzt am Parforcehorn den weiten Dynamikbereich vom weichen, gesanglichem Piano bis zum dröhnenden, rauhen Fortissimo.
Außerdem muss er bewusster als normal atmen, damit ihm besonders in tiefen Lagen die Luft nicht knapp wird.
Seine Treffsicherheit wird sich zusätzlich verbessern.

Der Parforcebläser gewinnt ungeahnte Kräfte und Leichtigkeit in der Höhe, wenn er Muskelaufbau mit dem Plesshorn betreibt.

Ventilhörner

Um die oben beschriebenen großen Intervalle zwischen den unteren Tönen zu füllen, benutzte man früher in Orchestern nebeneinander verschieden gestimmte Instrumente oder Inventionshörner, die mit Hilfe verschiedener Aufsteckbögen verlängert und so in der Tonhöhe gezielt verändert werden konnten.

Um die Handhabung zu vereinfachen, experimentierte man mit Klappen und Ventilen. Etwa um 1850 war die Entwicklung von Ventilen (Perinet-Pumpventile oder Zylinder-Drehventile) so ausgereift, dass sie sich im Orchesterbereich durchsetzten.

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Modellzeichnung Ventiltypen


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Die Ventilmaschinen erlauben es, schnell und ohne Verengung des Rohrquerschnitts solche Rohrstüücke zuzuschalten, die die Erniedrigung des Grundtons um ½, 1 und/oder 1 ½ Ganztonschritte zur Folge haben.
Damit ist die Forderung erfüllt, dass auch Blechblasinstrumente über ihren gesamten Tonumfang hinweg alle Halbtöne spielen können.
(Nebenbei lassen sich so auch Probleme umgehen, die damit zusammenhängen, dass die Naturtonreihe immer kleiner werdende Intervalle beinhaltet, während andere Instrumente des Orchesters wohltemperiert, also in exakt gleichen Notenabständen gestimmt sind.)

Im Jagdhornbereich wurde erst Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts das Plesshorn mit Ventilen ausgestattet. Zur Liedbegleitung oder als melodieführende Stimme in mehrstimmig gesetzten Kompositionen ist es sehr gut verwendbar.
Besonders in der ehemaligen DDR war das Ventil-Pless-Horn sehr beliebt.

Unumstritten ist diese Entwicklung nicht:
Puristen sind der Meinung, mit Ventilhörnern gehe der typische Naturhorn-Sound verloren. Dann solle man lieber gleich Flügelhorn oder Waldhorn im Orchester blasen.

Weit verbreitet sind Parforce-Umschalthörner. Ein einfaches Ventil schaltet dem B-Horn eine ganze Rohrwindung zu und lässt es dann in Es erschallen.
Wer aber in einer reinen B- oder Es-Gruppe spielt, tut gut daran, wegen des geringeren Gewichts und der leichteren Ansprache ein ventilloses Instrument zu benutzen.
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Hörner mit regionaler Bedeutung
Trompe de Chasse
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In Frankreich und den Benelux-Ländern sehr beliebt ist die in D gestimmte Trompe de Chasse. Seit den Zeiten des französischen Absolutismus wurde sie zu den sehr aufwendig ausgerichteten Parforcejagden an vielen europäischen Fürstenhöfen benutzt.
Sie ist leicht, gegen Sonnenlicht-Reflexe innen geschwärzt und wird vom Reiter bequem über der Schulter getragen. Scharfes Mundstück, dünnes Blech und kraftvoller Vibrato-Ansatz (mit aufgeblasenen Backen und hochrotem Kopf) erzeugen den erwünschten, rauhen, scheppernden Sound.
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Trompes
Sonneur
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Noch heute besteht – wenn möglich - eine enge Beziehung der Trompe-Bläsergruppen zur Parforce-Jagd.
Besonders für Hundeleute beeindruckend der Bild-Bericht eines Belgischen Jagdvereins über eine Jagd im Oktober 2007 mit einer Meute von bis zu 43 Grand Bleue de Gascogne!

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Piqueur mit Gascogne-Meute

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Sehr gut in der Beschreibung aller Sitten und Gebräuche rund um die Trompe de Chasse ist die Webseite der Gefährten der Arthemis, einer jungen niederländischen Trompe-Gruppe.

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Alphorn
Im schweizer/österreichisch/deutschen Alpenraum eher folkloristisch eingesetzt wird das imponierend große Alphorn (gebräuchlichste Stimmung in F: 3,66 m). Es ist gefertigt urprünglich aus einer einzigen, am Berghang natürlich krumm gewachsenen, augehöhlten Föhre und hat ein hölzernes Mundstück. Mittlerweile gibt es auch Instrumente aus Carbonfaser, die leicht sind und auf die für jede gewünschte Tonart notwendige Länge zusammengesteckt werden können.

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Alphorn mit Metallmuffen, Peddigrohrumwicklung und Bemalung


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Traditionell werden mit dem Alphorn nationalgefühl-stärkende, getragene Weisen geblasen.
Der zünftige Bläser in Krachledernen spielt am liebsten in den Bergen - mit weitem Blick und erwünschtem Echo.
In modernen Ensembles wird das Alphorn wegen seines weichen Tons geschätzt und durchaus auch virtuos geblasen.
Ein schönes Beispiel hierfür bietet die Gruppe AlpCologne bestehend aus drei Alphornbläsern und einer Sängerin: Voll Lust schöpft sie aus traditionellem, modernem oder selbst komponiertem Fundus und ist so für manche begeisternde Überraschung gut.


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EINFACHE NOTENBEISPIELE
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Die Naturhörner sind prädestiniert für die Begleitung von Gesellschaftsjagden.
Als Notenbeispiele sind hier die Signale aufgeführt, deren Beherrschung auf dem Fürst-Pless-Horn für das nordrhein-westfälische Bläserhutabzeichen gefordert wird.

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Jagdleitsignale
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Hier handelt es sich also um das absolute Minimum dessen, was ein Jagdhornbläser - auch mit erhöhtem Blutalkoholpegel - intonieren kann.

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Totsignale


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